Die Bibel – Urkunde des Glaubens Teil 1
Die Bibel: Sie ist die Grundlage unseres Glaubens, wirklich die Ur-Kunde, durch die wir von Gott erfahren. Also kommt da eine „Kunde“ auf uns zu, die die Basis ist. Wir finden sie, die Bibel, in vielen Kirchengebäuden, zumindest in den evangelischen, aber auch in denen anderer Konfessionen. Durch die Reformation ist eine aufgeschlagene Bibel mit einer brennenden Kerze auf dem Altar zu einem Symbol für die evangelische Kirche geworden. Das ist kein Zufall. Martin Luther hat, durch die Heilige Schrift veranlasst, die Erneuerung der Kirche gewagt. Durch die Arbeit an der Bibel ist ihm die gute Botschaft, das Evangelium, ganz neu deutlich geworden. Weil die Bibel die Basis ist, die Ur-Kunde, der Ausgangspunkt, darum hat Luther auch auf der Wartburg nach seinem standhaften Auftritt auf dem Wormer Reichstag 1521 das neue Testament ins Deutsche gebracht, und zwar aus dem Urtext. Später folgte dann das Alte Testament, bis 1534 die vollständige Übersetzung der Bibel vorlag.
Doch heute ist es für viele schwer, die Worte der Heiligen Schrift der Christenheit zu verstehen. Das war zwar früher nicht viel anders, aber heute gibt es viel mehr Ablenkung durch die Flut der Informationen. Der Beschuss durch Medien verschiedenster Art ist gigantisch geworden. Darum ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, was die Bibel bewirkt. Wir hören in ihr die Geschichte Gottes mit der Welt und den Menschen. Wir hören in ihr die Geschichten und Erfahrungen von Menschen mit Gott und der Welt. Darum hören wir Gotts Wort. Sie bezeugt diese Anrede Gottes an uns. So kann die Schrift uns zur direkten Gottesanrede werden. Gott spricht.
Drei Aspekte sind dabei wichtig:
Gott spricht – sein Wort schafft Leben
Gott spricht – sein Wort verwandelt Menschen
Gott spricht – sein Wort führt Menschen ans Ziel
Gott spricht – sein Wort schafft Leben
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ So beginnt die Bibel im ersten Buch Mose. Gleich danach kommt das Entscheidende: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht!“ Das Wort Gottes wirkt, schafft, stellt hin, verändert, ruft ins Leben! Wirksames Wort, schöpferisches Wort. Das sind wir nicht gewöhnt. Oft heißt es: „Worte sind wie Schall und Rauch“. Das Radio dudelt vor sich hin, die Talkshows produzieren Worte ohne Ende, meist mit zweifelhaftem Informationsgehalt. Manchmal kann man sich auf Worte nicht verlassen, sie sind allzu schnell dahingesagt. Taten – das ist das Einzige, was zählt, so sagen viele. Nicht nur reden, sondern entsprechend handeln, das ist glaubwürdig, da ist ja auch etwas dran. Als Faust das Johannesevangelium übersetzen will, lässt Goethe ihn am Ende sagen: „Am Anfang war die Tat!“ Das am Anfang die Tat gewesen sei, nicht das Wort, das ist ganz im Sinne des heuteigen Denkens.
Wie können wir aber diese spannende Dimension des wirkmächtigen Wortes wieder entdecken? Wir können die Aufmerksamkeit lernen! Ein Spaziergang in der Natur mit offenen Sinnen, bereit, alles aufzunehmen, kann so ein Lerngang sein. Wenn wir die Natur bewusst als Gottes Schöpfung sehen, wird sie zu uns sprechen. Es ist dann kein ungebrochenes Sprechen, da wir die Schöpfung in ihrer Zwiespältigkeit sehen mit allen Schäden und Verletzungen, aber es scheint die Herrlichkeit der ersten Schöpfung durch.
Wenn wir ein Gespräch unter vier Augen ganz bewusst führen, uns auf den oder die andere einlassen, dann kann es sein, dass wir den Reichtum entdecken, den Gott in den anderen Menschen gelegt hat. Manch ein Gespräch, bei dem wir ganz wir selbst sein können, kann uns lösen und helfen, als hätte uns ein Engel besucht.
Ein Gedicht, das Leben verdichtet, kann uns in Dimensionen heben, dass wir etwas begreifen von der Herrlichkeit der Welt, in der wir leben. Auch die Musik, die unsagbares ausdrückt, bringt uns oft eine Ahnung von der Schönheit und Liebe, auf die alles abzielt. Aber diese ganzen Eindrücke bleiben in Bezug auf Gott unbestimmt, wenn sie nicht präzise in Worte gefasst werden.
Klaus Sturm (puksturm@visionairy.de)
Hrsg. vom evangelischen Kirchenrat, 2008 – Daran glauben wir: Die Bibel – Urkunde des Glaubens
(Erster Teil einer dreiteiligen Andachtsserie, die uns Klaus Sturm zur Verfügung gestellt hat. Sie stammt aus einer Lektorenpredigt aus dem Jahr 2008.)