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Ist das nicht mein Leben?
Sein Name ist Ken H. Er ist Anfang 40 und seit einem halben Jahr nach einem Unfall vom Hals an abwärts gelähmt.
Ken H. liegt seit dieser Zeit im Krankenhaus und hat sich entschieden zu sterben. Die Krankenhausverwaltung
weigert sich, ihm das Recht auf ein menschliches Sterben zuzugestehen….
So oder ähnlich könnte jeder Bericht über Sterbehilfe in einem Fernsehmagazin beginnen. Das Thema beschäftigt die Öffentlichkeit und die Medien in letzter Zeit in verstärktem Maße. In unserem Fall geht es jedoch nicht um Euthanasie, wie Kens Anwalt Philip Hill im Stück feststellt, es geht um etwas völlig anderes, es geht um Selbstmord. Um Selbstmord und all die Fragen, die damit zusammenhängen. „Was ist ein lebenswertes Leben?“ „Hat ein Mensch das Recht auf freie Wahl zwischen Leben und Tod?“ „Können wir einem Menschen, nur weil er sich selbst nicht töten kann, dieses Recht verweigern?“ Ken Harrison ist bei vollem Bewusstsein, er hat einen klaren, ungetrübten Verstand. Und gerade das ist das Grausame an seiner Situation. Er muss erkennen, dass er all das was sein Leben lebenswert gemacht hat, nicht mehr erleben kann. Dass er weder seiner Freundin nahe sein kann, noch ihr Kinder schenken. Dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, dass er für die einfachsten Verrichtungen auf fremde Hilfe angewiesen sein wird. Und doch treten ihm in diesem Stück immer wieder Personen gegenüber, die seine Situation als nicht so ausweglos empfinden und ihm Perspektiven eröffnen wollen, Perspektiven für ein lebenswertes Leben. Wie wird er sich entscheiden?
Dr. Michael Emerson spürt jeden Tag Leben durch seine Hände gleiten. Er kann es nicht festhalten und muss als leitender Arzt der Intensivstation viele Menschenleben aufgeben. Er kämpft um jedes einzelne, ohne Ansehen darum, ob es sich lohnt das Leben zu retten oder nicht. Für ihn ist jedes Leben lebenswert. Deshalb ist seine Position klar. Nur ein vernebelter Verstand kann sich für Selbstmord entscheiden, jeder Mensch, der bei vollem Bewusst-sein ist, muss erkennen, welche Möglichkeiten ihm das Leben trotz allem bietet. Wird
Dr. Emerson Ken das Recht auf Selbstmord zugestehen?
Und schließlich tritt doch noch die Frage nach der „Sterbehilfe“ zutage. Denn die unterlassene Hilfeleistung des Krankenhauses bei Entlassung von Ken Harrison, wäre zumindest ein Grenzfall der passiven Sterbehilfe. Ken kann nicht selbst seinem Leben ein Ende bereiten. Aber er will entlassen werden, was seinen sicheren Tod bedeuten würde. Die Krankenhausleitung in Person von Dr. Emerson weigert sich dies zu tun. Ken ergreift die letzte Chance und zieht vor Gericht. Sein Argument ist klar: „Wenn ich mich für
das Leben entscheide, wäre es schrecklich, wenn die Gesellschaft mich tötet. Entscheide ich mich für den Tod, ist es genauso schrecklich, wenn die Gesellschaft mich am Leben erhält.“ Wird sich der Richter dieser Argumentation anschließen und Ken die Freiheit und damit den Tod schenken?
Dies sind nur einige der Fragen, die dieses Stück und sein Inhaltaufwerfen. Sie als Zuschauer werden sicherlich noch manch andere Fragen haben. Die Antworten müssen Sie sich allerdings selbst geben. Im Zuge der Probenarbeit wurde uns sehr schnell klar, dass es keine eindimensionalen, theoretischen Antworten auf diese Fragen gibt. Eine Antwort kann nur aus der persönlichen Beschäftigung mit dem Thema und dem eigenen, rein subjektiven Bezug gegeben werden.
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