Gott spricht: Ich schenke Euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in Euch. Hesekiel 36,26, Jahreslosung 2017
Wie radikalisiere ich mich als Christ? Wie sieht die extreme, die fundamentalistische Liebe zum Nächsten aus. Wenn ein Muslim in der radikalen Form loszieht, Ungläubige zu töten, wie sieht dann mein Akt der Gegenwehr aus?
Durch Jesus Christus hat Gott uns befreit vom „Auge um Auge“, hin zur Aufopferung in „linke Wange, rechte Wange“. Vergeben, verzeihen, den Nächsten lieben, auch wenn er mir Böses will.
Also soll ich vergeben, auch wenn da diese Wut in mir ist, über die Anschläge in Berlin oder Istanbul, über dieses sinnlose Töten Unschuldiger, über diesen grenzenlosen Hass gegenüber Menschen anderen Glaubens. Oder gar keinen Glaubens. Ungläubiger. Es ist ja wahr, unser Glaube ist oft klein und unsere Treue zu unserem liebenden Gott und Vater ist häufig verschüttet unter wirtschaftlichem Denken, Profitoptimierung und Egoismus. Wünschen wir uns nicht auch oft, das Hochhalten der Werte einer demokratischen Gesellschaft würde sich nicht auf Solidaritätszuschlag, Steuern zahlen und Hartz IV beschränken.
Aber wenn wir uns als christliche Gesellschaft radikalisieren würden, dann wäre unser Dschihad doch der Kampf gegen Korruption, gegen Ungerechtigkeit, gegen all die kriminellen Kulturfolger einer satten Wohlstandsgesellschaft. Gegen den Hunger in der Welt, gegen Umweltverschmutzung, gegen die Zerstörung der Natur, gegen alles was den göttlichen zehn Geboten widerspricht. Es hätte nichts mit der Vernichtung Andersgläubiger zu tun. Gerade unsere deutsche Geschichte lehrt doch, wie krank der Gedanke ist, ein anderer Glaube trüge die Schuld für die Schieflage der Welt.Wenn wir radikal Gottes Kinder und Jesu Nachfolger werden wollten, so würden wir bei uns selbst beginnen müssen. Mit unserer Art zu leben, mit unserer Art zu konsumieren, mit unserem Wegschauen über die Herkunft vieler Bereiche unseres Wohlstands, die auf dem Leid und der Not rohstoffreicher Regionen dieser Welt aufgebaut sind.
Wie hoffnungslos sieht dagegen die Lebenswelt derer aus, die sich einreden lassen, Allah würde sie nach ihrem Tod in einer besseren Welt empfangen? Er würde sie belohnen für das Töten der Ungläubigen. Welche Lebensumstände würden Dich und mich dazu bringen, mit einem LKW in einen Weihnachtsmarkt zu rasen? Welche Ungleichheit auf dieser Welt gebiert diesen unvorstellbaren Hass, der in einem Menschen alle Angst vor der eigenen Schuldigwerdung auslöscht?
Ich, Gott, schenke Euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in Euch.
Sind wir bereit uns in diesem neuen Jahr ein neues Herz schenken zu lassen? Werden wir es merken, wenn Gott uns berührt? Können wir Wut und Trauer abschütteln und offen bleiben für Problemlösungen ohne Hass, ohne Furcht, ohne Zäune und ohne Diskriminierung?
Das wünsche ich uns. Dass wir den Mut haben, begeistert unseres christlichen Gottes Willen zu tun. Der uns durch Weihnachten und Ostern lehrt, was Demut ist und Bescheidenheit. Gott will Mensch sein für uns Menschen. Er will uns seinen guten Geist schenken und wir sollten ihm Platz schaffen in unseren Herzen. Und ihm danken, dass wir die Wahl haben und die Möglichkeiten.
In der Hoffnung auf ein gutes neues Jahr und auf viele Begegnungen in seinem Geist
Euer Oli Henke
