„Gott ist unberechenbar“
das sagte unser Pfarrer Benjamin Häfele in seiner Predigt zum 1. Advent in der Martinskirche.
Das Wort „unberechenbar“ ist doch eher negativ konnotiert. Mir fällt da sofort Donald Trump ein, von dem Unberechenbarkeit erwartet wird. Auch (andere) Despoten, Autokraten, Tyrannen (Putin, Lukaschenko, Kim-Jong-un, Xi Jinping und wie sie alle heißen) sind unberechenbar. Darauf gründet sich ja ihre Macht, dass „man“ Angst vor ihnen hat, weil keiner weiß, wie sie (re-)agieren werden. Und in diese Reihe der „Unmenschen“ wird auch Gott gestellt?!?!?
Ja, zu Recht, denn, wenn wir wüssten, wie Gott (re-)agiert, könnten WIR Gott ja steuern. Gott REagiert ja auch nicht (auf unsere Aktionen), sondern er agiert, er handelt also unabhängig und unbeeinflusst von dem, was wir tun.
Ich würde Benjamin Häfele gerne ergänzen und sagen: Gott ist unberechenbar, aber vor allem handelt er doch für uns überraschend. Wir können nicht vorhersehen oder berechnen wie Gott handelt, geschweige denn, ihn mit unserem Handeln zu einer REaktion „zwingen“.
Oft sehen wir – in vor allem „katholischen“ Ländern – Kapellen, Kreuze, Heiligenstandbilder ja sogar ganze Kirchen und Klöster, ich denke aber auch an die Passionsfestspiele in Oberammergau, die auf Grund eines Gelübdes errichtet wurden bzw. abgehalten werden. Gelübde: Ist das ist so eine Art „Bestechungsversuch“, um Gott zum „richtigen“ Handeln wie Verschonung vor Krankheiten, Unglücken, Kriegen zu veranlassen? Wenn du, Gott, wunschgemäß handelst, dann errichten wir, oder machen wir …
Gottes Unberechenbarkeit hat der dänische Philosoph und Theologe Søren Kierkegaard in die Worte gekleidet: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.“
Diese Unberechenbarkeit, diese Überraschungen, die Gott immer wieder für uns bereit hält, nennen Christen auch Wunder.
Ein wunderbares Jahr 2025 wünscht euch mit einem Zitat von Arno Backhaus: „Nicht wer Wunder erlebt glaubt, sondern wer glaubt erlebt Wunder.“
Andreas Hasenknopf
(hasenknopf.a@t-online.de)