„Jesus Christus spricht: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Johannes 13, 35)
Der aktuelle Monatsspruch steht in den Abschiedsreden Jesu. Zusammen mit Vers 34 lautet der Text in der Lutherbibel: „Ein neues Gebot gebe ich Euch, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennnen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.“
Einige Verse weiter wird Jesus Petrus ankündigen, dass er ihn dreimal verleugen wird, ehe der Hahn kräht…
Ein Klassiker der meistzitierten Verse der Bibel liegt vor uns, es geht um die Liebe. Einer der am Meisten zitierten Begriffe überhaupt, oftmals gedichtet und komponiert. Stoff für Triumphe und Dramen zugleich. Heute würden wir sagen: Emotion pur.
Aber um welche Liebe geht es in diesem Text? Um die körperliche Liebe, die sexuelle Begierde? Sicherlich auch, aber nicht vorrangig. Es soll wohl eher um das Thema „Nächstenliebe“ gehen. Da fühlen wir uns doch sicherlich schon mal wohler, so evangelich, womöglich pietistisch, körperlich entfernt wir geprägt sind.
Oder fühlen wir uns etwa nicht so wohl? Denn der im Monatsspruch genannte Anspruch ist ein hoher: Unsere Umwelt kann uns daran erkennen, dass wir einander lieben. Wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen: Anerkennend, respektvoll, würdevoll, wertschätzend.
Schaffen wir das? Werden wir diesem Anspruch gerecht? Verhalten wir uns gegenüber unseren Mitmenschen gerecht, mit der gebotenen Würde und Wertschätzung ? Erkennen wir ihre Individualität, ihre Einzigartigkeit an, auch wenn sie uns zunächst fremd erscheint?
Das ist angesichts unserer derzeit möglichen vielfältigen Lebensentwürfe und Lebensrealitäten ein wirklich hoher Anspruch. Können wir mit all diesen Lebensrealitäten souverän umgehen, oder geht bei uns irgendwann mal der innere Rollladen herunter?
Schaffen wir es, den Menschen mit all ihren unterschiedlichen Charakteren und Prägungen mit dem gebotenen Respekt und Offenheit entgegenzutreten?
Es wäre uns zu wünschen: Dass wir unseren Mitmenschen mit der gebotenen Würde begegnen. Sie in ihrer Lebenswirklichkeit anerkennen können – umgekehrt aber auch.
Dass wir ihnen allen auch angemessene materielle Antworten geben können: Ist Hartz IV wirklich die angemessene Antwort auf existenzielle, materielle Lebensfragen?
Mir stellen sich hier mehr Fragen als Antworten. Ich kann Sie daher nur ermutigen, sich diesen genannten Fragen zu stellen und sie für sich selbst zu beantworten.
Die vor uns liegende Fastenzeit ist ein geeigneter Anlass, um über die genannten Fragen nachzudenken. Ich wünsche Ihnen hierzu die nötige Muse und Inspiration.
Elmar Kurtz