Monatsspruch November: Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen! Jesaja 5,20
„Weherufe über die Sünden der Großen“ ist dieser Abschnitt aus Jesaja überschrieben. Wieder einmal oder besser schon damals haben die Mächtigen sich die Welt gemacht widewidewie sie mir gefällt. Um mit Pippi Langstrumpf zu sprechen.
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, also sich die Wahrheit hindrehen wie es der Sache dient, die vertreten werden soll. Dem Wahnsinn eine Wahrheit geben, die scheinbar legitimiert, die Mitstreiter für die eigene Sache auf den Plan ruft. Wenn es in der Zeitung steht, ist es doch auch wahr.
Jesaja klagt Gottesfürchtigkeit von den Großen und Herrschenden, von den damaligen Reichen ein und erinnert sie an die Sündhaftigkeit ihres Handelns.
Wer sind denn heute die Großen?
Die Banken? Der Staat? Die Regierung? Die Reichen? Der Vermieter? Die Lehrerin? Der Fahrkartenkontrolleur? Der Türsteher? Der Ich? Jeder der sich vom Rausch der Macht durchfluten lässt? Ist uns nicht jeder der Gesetze erlässt oder Regelungen trifft, die wir nicht nachvollziehen können und die nicht unserem Wertekatalog entsprechen, ein „Großer“. Gehört nicht alles, was uns in unserer Gott gegebenen Freiheit einschränkt, beklagt?
An wen richtet sich heute der Weheruf des Jesaja wenn er über die klagt, die aus Finsternis Licht machen und aus Licht Finsternis.
10 Gebote brachte Mose dem Volk Israel vom Sinai mit. Schon der Prophet Micha mahnte „Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist“
Wir Christen erachten diese Gebote bis heute für Gottgegeben und wahr. So sollte es doch eigentlich jede demokratische Wertegemeinschaft tun.
Und doch haben wir diese Gebote in tausende Gesetze, Verordnungen, Erlasse, Verfügungen und Hausordnungen zersplittert. Wir haben für jede Eventualität Normen und Richtlinien aufgestellt, die grundsätzlich jedes menschliche Zusammensein differenziert in richtig und falsch zergliedern.
Bezieht sich jede dieser Festschreibungen auf Gottes Gebote des menschlichen Zusammenlebens?
Es darf gelacht werden.
Zumindest dem größten und wichtigsten Gebot des: „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ spricht zumindest bereits das poplige Nachbarrecht zutiefst zuwider.
Es regelt natürlich gerecht die Belange Nebeneinanderwohnender. Aber es vertieft Abgründe, es verhärtet Fronten, es spaltet Gemeinsamkeiten in Gegensätzlichkeiten.
Und so verlieren wir die göttliche Basis des Miteinanders, weil es immer jemanden gibt, der seine Finsternis zu Licht macht und gleichzeitig einem Nächsten das Süße sauer.
Wehe denen, die uns ökonomisch totregulieren in Bürokratismus. Aber auch wehe denen, die das Recht auf Individualismus und Selbstverwirklichung über Solidarität, Empathie und Nächstenliebe stellen.
Nicht, dass nicht jeder seine Freiheit haben soll. Aber Leben gelingt nur gemeinsam.
So will das Gott. Und der kennt sich aus.
Er predigt uns das jetzt schon seit Generationen ohne wirklichen Erfolg.
Und so ist wieder mal der erhobene Zeigefinger des Jesaja gegen die Großen, auch der liebevolle und ewig geduldige Fingerzeig für jeden einzelnen von uns.
Mach dir die Welt nicht wie sie dir gefällt. Trage dazu bei, dass sie Gott gefällt.
Bald ist wieder Weihnachten. Da spielt Gott ein letztes Ass. Da ward der geboren, der weiß wie das geht mit der Liebe zum Nächsten.
Unsere Welt von heute kann eigentlich so lange gar nicht warten.
Oliver Henke