Wem geht es nicht so? Ein Lied im Radio, ein Gedicht, ein Liedvers im Gottesdienst, ein Refrain im Chor: plötzlich ist der „Ohrwurm“ da, und der geht einem nicht so schnell aus dem Kopf. Manchmal empfinde ich es sogar als angenehm, diesen Ohrwurm zu haben, weil der Text mich begleitet, weil er mich vielleicht auch tröstet, weil er mich stärkt.
So ergeht es mir immer wieder, wenn ich die Texte auswendig lerne, die ich im Gospelchor singe. Und je nach Situation habe ich einen Vers oder einen Refrain im Kopf, der mich begleitet. So ging es mir mit dem kurzen Vers: You make me happy – Du machst mich glücklich. Aber was ist das schon: glücklich – Glück? Schau ich in die Schlagzeilen der Zeitung, höre ich Nachrichten im Radio, verfolge ich Reportagen im Fernsehen: zum großen Teil gibt es nicht viel, das mich glücklich machen könnte bzw. das andere glücklich machen kann – Schließlich geht es um viel Leid, um Gewalt und um Tod.
You make me happy – dieser Vers ist dennoch in meinem Kopf und ich stoße auf eine Grabinschrift, die sich ein gewisser Martinus von Biberach1498 auf sein Grabmal hat schreiben lassen:
Ich komm – weiß nit, woher.
Ich geh – weiß nit, wohin.
Mich wundert, dass ich fröhlich bin.
Auch von Martin Luther gibt es einen ähnlich klingenden Text, der die Aussage im Sinn des Evangeliums ändert:
Ich komm – weiß wohl, woher
Ich geh – weiß wohl, wohin.
Mich wundert, dass ich traurig bin.
Der heute lebende Liederdichter Martin Buchholz formuliert, auch angelehnt an diesen Text:
Versorgt und geborgen seh ich doch am Morgen
noch nicht, was bis abends geschieht.
Und doch geh ich weiter, gelassen und heiter
erwarte ich, was mir noch blüht.
Ich lebe und weiß nicht wie lang.
Ich sterbe und weiß nicht wann.
Ich fahre und weiß nicht wohin.
Gott weiß, warum ich fröhlich bin.
Petra Sturm