ROEM12V12 – diese neun Zeichen habe ich 1985 meiner frisch angetraute Ehefrau telegraphiert. Ab elf Zeichen wäre es ein neues „Telegrammwort“ und dadurch erheblich teurer geworden.
Ich hatte endlich meinen Traumberuf erreicht, mein Kapitänspatent erhalten und mußte vier Tage nach meiner Hochzeit eine sechsmonatige Seereise antreten. Damals gab es noch keine Handys oder Satellitentelephonie, man konnte mit viel Glück von einem Hafen aus einer Telefonzelle (Geldumtausch/Münzen vorausgesetzt) oder von Bord über UKW telefonieren (schlechte Verbindung, sauteurer) oder eben telegraphieren.
Seid fröhlich in Hoffnung: Ich freute mich auf die Seefahrt, Schiff, Seegang, Abenteuer und hatte die Hoffnung, dass nach vielen Monaten die Trennung von Frau und zu Hause beendet sein wird.
Als Christen haben wir die Hoffnung, dass Jesus bereits alles getan hat, um unsere Trennung von Gott, die uns zwar nicht so deutlich ist als wenn tausende Seemeilen dazwischen liegen, zu überwinden.
Geduldig in Trübsal: Meine Seefahrtzeit war auch eine schwere Zeit, mit Heimweh und auch Ärger an Bord. Vor allem das Ausgeliefertsein dem Schiff, Wetter, Kapitän und Reeder – ich konnte ja nicht einfach weg – war sehr belastend. Dieser Zustand war nur durch Geduld und Aushalten zu ertragen. Eine ähnliche Erfahrung machen an Land vielleicht Kranke oder Verletzte, die nichts anderes tun können, als geduldig auf Besserung zu warten.
Haltet an am Gebet: An Bord oder in sogenannten Zwangsgemeinschaften fehlen Gesprächspartner. Selten entstehen Freundschaften, die über ein kollegiales Verhältnis hinausgehen, vor allem auch deshalb nicht, weil man fast ausschließlich mit Menschen fremder Nationaliäten, Sprache, Sozialisation und Mentalität unterwegs ist. In diesen Situtationen wurde mir Gott „automatisch“ zum Gesprächspartner, weil es eben keine anderen gab. Ich habe erfahren, dass Gott, wenn ich ihm Stille und Zeit gebe, auch wirklich antwortet auf sehr unterschiedliche Weise: Durch eigene Gedanken, Erfahrungen, Ereignisse und tatsächlich auch durch Wunder, aber immer völlig unberechen- und unvorhersehbar und meistens völlig anders, als ich mir das vorstelle oder erwarte.
Während ich diese Andacht schreibe, bin ich in einer ähnlichen Situation, wie damals: Zu Hause liegt Schnee (?), man könnte Skifahren (Lawinenstufe 2 🙂 ) und ich sitze in Djibouti bei über 35 Grad am Indischen Ozean. Natürlich sind die Telekommunikationsmöglichkeiten bedeutend besser als damals, aber auch jetzt habe ich die drei o.a. Paulus-Aussagen wieder für mich entdeckt: Vor allem das Gebet ist mir wichtig. Hier habe ich auch Zeit dafür, weil wir aus Sicherheitsgründen die Unterkunft nicht verlassen dürfen. Und wieder stelle fest, dass Gott tatsächlich antwortet. Zu Hause, im Alltag, fällt es mir schwerer Gott zu hören, hier habe ich die Ruhe dazu und kann ihm und mir Zeit geben. Eine schöne Erfahrung.
Andreas Hasenknopf