Droge Ostern
Gerade hatte Pfarrerin Eva Necker-Blaich auf dem Friedhof den Segen nach der Osterandacht gesprochen, der Schlusschoral durch den Posaunenchor war gespielt, da …. ein spitzer, unterdrückter Entsetzensschrei meiner Ehefrau: Was war passiert?
Birgit wollte unseren Kinder eine SMS (ja, wir sind WhatsApp-Verweigerer) schicken: „Frohe Ostern“; doch die Autokorrektur / Texterkennung, hatte zugeschlagen und aus „Frohe Ostern“ die „Droge Ostern“ gemacht. So wurde also unseren Kindern digital eine „Droge“ verabreicht.
Die Texterkennung / Autokorrektur des Handys findet es also nahe liegend, dass das Wort „Droge“ gemeint ist; „froh“ erscheint dem Programm unsinnig oder ist ihm sogar unbekannt. Das Wort Droge ist wohl geläufiger als froh – erschreckend! In welcher Welt leben wir, die Drogen kennt, aber sich wohl nicht (mehr) freuen kann?
Oder hat die Autokorrektur vielleicht sogar recht – ist Ostern eine Droge?
Zunächst ist für uns das Wort Droge sehr negativ besetzt und natürlich sind die meisten Drogen auch illegal oder zumindest gesundheitsschädlich. Aber wenn wir an Drogerie denken oder auch an den von vielen Möhringerinnen 🙂 schmerzlich vermissten Drogeriemarkt M., erhält das Wort Droge doch auch eine positive Bedeutung, denn in diesen Läden wurden/werden ja keine Drogen verkauft oder Geschäfte gemacht, die gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen.
Was ist eine Droge? Wikipedia hilft auch hier (verkürzt): Eine Droge verändert sowohl körperliche Zustände und kann eine bewusstseins- und wahrnehmungsverändernde Wirkung entfalten.
Ist es nicht genau das, was Ostern mit uns Christen macht?
Wir feiern Ostern und fühlen uns dabei auch körperlich wohl – genießen mit allen Sinnen die Morgenandacht auf dem Friedhof und natürlich auch die Schokoladenosterhasen, die Ostereier, das Osterfrühstück und das Ostermenü.
Vor allem aber verändert sich doch unsere Wahrnehmung: Wir erleben Jesus nicht mehr als den Gekreuzigten, den vermeintlich Gescheiterten, sondern als den Auferstandenen, als den, der den Tod überwunden hat. Das wird uns an Ostern bewusst und sehr deutlich.
Eine Droge bewirkt vor allem auch Abhängigkeit. Auch wir und sogar die ganze Welt sind von Ostern und der Auferstehung „abhängig“. Wir singen im Osterlied (EG 99): „Wär‘ er nicht erstanden, so wär‘ die Welt vergangen.“
Eine Droge kann aber nur wirken, wenn sie auch „eingeworfen“ wird – allein das Betrachten derselben oder das Wissen um deren Existenz, bewirkt gar nix.
Ostern kann also nur eine Wirkung entfalten, wenn wir es „einwerfen“, „inhalieren“ also irgendwie verinnerlichen, uns Ostern aussetzen und in uns wirken lassen.
Wir müssen uns auf Ostern einlassen, um seine verändernde Wirkung zu erleben.
In diesem Sinne: „Droge Ostern!“
Andreas Hasenknopf