Monatsspruch April 2024:
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1.Petr. 3,15)
Schon wieder so ein biblischer Spruch, der ein bestimmtes Verhalten von mir fordert… auch die Jahreslosung gehört in diese Kategorie. Das gefällt mir gar nicht – ich dachte unser Glaube beruft uns zur Freiheit und schreibt uns nicht ständig unser Verhalten vor ?!?!?
Was ist Hoffnung?
Hoffnung ist auf die Zukunft gerichtet, aber auf was? Wikipedia definiert: „Hoffnung ist die zuversichtliche Aussicht auf etwas Günstiges gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass Gewissheit darüber besteht. … Der Mensch kann auf vieles verzichten. Was er aber unbedingt zum Leben braucht, ist die Hoffnung. Ohne sie stirbt der Lebenswille.“
Gegensätzlich formuliert Vaclav Havel (1936–2011):
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“ und Voltaire (1694-1778) schreibt: „Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.“
Die Bibel sieht in der Hoffnung die Erwartung des kommenden Heils – hm, da wird das wolkige Wort Hoffnung mit dem noch wolkigerem Wort „Heil“ erklärt… hilfreich?
In der Bibel finden wir zahlreiche Stellen, die das Wort Hoffnung/hoffen enthalten. In 1.Korinther lesen wir: Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung.
Welche Hoffnung meint aber Petrus in seinem Brief? Beim Googeln habe ich festgestellt, dass das Wort Hoffnung sehr oft in der Bibel – vor allem im Neuen Testament – auftaucht, aber nur ganz selten wird geschrieben, auf was!! ich hoffen sollte / darf. Ich lese für mich: Ich darf hoffen auf Gott, auf sein Wort, auf Jesus, auf Heil….
Ich denke, jeden, den ich zu „Hoffnung“ befragen würde, würde anders antworten: Von der Hoffnung auf Schnee im Skiurlaub bis zur Hoffnung auf ewiges Leben, wäre wohl alles dabei?
Wir sehen „Hoffnung“ ist sehr vielschichtig und alles andere als klar definiert und von dieser so individuellen Hoffnung sollen wir also Rechenschaft ablegen – und das auch noch stets?!
Hierzu wäre auch Schlagfertigkeit ganz nützlich, die mir, wie vielen anderen, leider so oft fehlt. An vielen Stellen in der Bibel wird aber versprochen, dass Gott die richtigen Worte gibt, wenn‘s drauf ankommt.
Warum sollte ich „jedem Rede und Antwort stehen“? Ehrlich gesagt: keine Ahnung, dazu fällt mir nichts ein. Wer hat das Recht von mir „Rechenschaft zu fordern“?
In Mt.12,36 steht: „Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie reden.“ Hier ist Rechenschaft vor Gott gemeint – ok, das kann ich verstehen, aber welcher Mensch sollte Rechenschaft von mir über meine Hoffnung fordern (!) können – das erscheint mir fragwürdig.
… und dann die Forderung „stets“! – eine sog. „Totalaussage“, ein Totschlag-Wort. Sicher ist es angebracht in Diskussionen oder Gesprächen unsere Hoffnung zu artikulieren, aber doch nicht „stets“ – mich stören zum Beispiel die „Prediger“ auf der Königsstraße sehr – die finde ich eher abstoßend.
Als Nichttheologe würde ich Petrus gerne folgende „Korrektur“ vorschlagen: „Nutzt (alle) Gelegenheiten, um über euren Glauben und auch die sich daraus begründende Hoffnung zu erzählen.“
Andreas Hasenknopf
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