„Suche Frieden und jage ihm nach!“ aus Psalm 34, Vers 15
Was bedeutet Frieden in diesen stürmischen Zeiten? Können wir uns das Gegenteil von Frieden – Krieg – überhaupt noch vorstellen? Über 70 Jahre sind in Deutschland vergangen, seit der letzte Krieg unser Land und halb Europa zerstört hat. Kaum fassbar, dass derzeit auf der Welt insgesamt 31 Kriege und bewaffnete Konflikte herrschen – und das z.T. seit Jahren. Was können wir daraus lernen? Dass Frieden, als Abwesenheit von Krieg, sowohl weltweit, als auch historisch gesehen überhaupt nicht den Normalfall darstellt, sondern diese lange friedliche Ruhe wie wir sie genießen können ein echtes Privileg ist. Aber obwohl bei uns scheinbar Friede herrscht, ist Friede viel mehr als die Abwesenheit von Streit und Krieg. Friede – oder Shalom wie die Juden sagen – ist eine tiefe Sehnsucht nach einer heilen, unversehrten Welt. Einer Welt ohne Gewalt, Ungerechtigkeit, in der keine Gefahr für Leib und Leben droht.
Das ist fürwahr eine der stärksten Pflichten, der wir uns als Christen ausgesetzt sehen: Wir sollen uns nicht in einer scheinbaren Behäbigkeit und Genügsamkeit zurücklehnen, sondern aktiv nach Frieden suchen – ihm nachjagen und wenn möglich unter die Menschen bringen.
Es wäre einfach, Frieden von den Verhandlungserfolgen der Großen dieser Welt abhängig zu machen. Aber wir Christen müssen es uns schwer machen. Wir sollen in all unseren Beziehungen, dort wo wir wirken können, Frieden finden. Frieden ausbreiten und vorleben. Dort auf den zugehen, den wir nicht leiden können, hier dem die Hand reichen, der sie das letzte Mal ausgeschlagen hat. Das ist unglaublich schwierig, fordert Mut und den Willen immer wieder aufzustehen. Aber klar, wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder. Nein, wir Christen sind dazu aufgerufen voran zu gehen und auf dieser Friedenssuche unser ganzes Herz in die Wagschale zu werfen.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass dieser Aufruf uns als Jahreslosung zugesprochen wird. Wer sich umschaut, erkennt, dass auch Deutschland im Jahr 2019 keine heile, unversehrte Welt darstellt. Dass die Bedrohungen näher rücken. Dass Gewalt und Hass so deutlich zu Tage treten, wie ich es in meinem Leben noch nie erlebt habe. Und deshalb müssen wir als Christen widerstehen und dürfen nicht in den Chor von Hass und Menschenverachtung einstimmen. Lasst uns dem Frieden nachjagen, das Paradies suchen, den Ort an dem wir alle Brüder und Schwestern in Jesus dem Herrn sind. Oder wie es die Zeilen eines Lieds von Ton, Steine, Scherben aus dem Jahr 1972 ausdrücken:
Du hörst mich singen, aber du kennst mich nicht
Du weißt nicht, für wen ich singe, aber ich sing für dich
Wer wird die neue Welt bauen, wenn nicht du und ich?
Und wenn du mich jetzt verstehen willst, dann verstehst du mich
Ich bin aufgewacht und hab gesehen
Woher wir kommen, wohin wir gehen
Und der lange Weg, der vor uns liegt
Führt Schritt für Schritt ins Paradies
Ich hab lang gewartet und nachgedacht
Hatte viele Träume und jetzt bin ich wach
Wenn wir suchen, finden wir das neue Land
Uns trennt nichts vom Paradies außer unserer Angst
Volker Hühn
Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
Gen 9,13 (L)