Du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit. Timotheus 4, V12
In den Wintermonaten lege ich meinen Weg zur Arbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Kürzlich hätte ich fast den Bus verpasst und in letzter Sekunde konnte ich noch am Bus klopfen und der Busfahrer hat mich reingelassen. Im Bus habe ich mich beim Fahrer bedankt und meine Sitznachbarin hat mich auf die Situation angesprochen und gemeint, dass sich immer weniger Menschen bedanken. Wir sind darüber ins Gespräch mit einander gekommen und haben uns über die Veränderung der Werte und des Miteinanders in der Gesellschaft ausgetauscht.
Im Gespräch berichtete sie mir von Ihrer Arbeit beim Jugend-/Sozialamt. Nachhaltig beschäftigt hat mich ihre Geschichte von einem aktuellen Fall. Ein unterhaltspflichtiger Vater kommt den Zahlungen für sein Kind nicht nach. Unabhängig vom Ärger und den Problemen, die dies mit sich bringt, drehten sich meinen Gedanken um das Kind und was es aus dieser Situation für sein Leben lernt. Da gibt es einen Vater, der keine Verantwortung für sein Handeln und die damit verbundenen Folgen übernimmt. Wie muss das auf einen kleinen Menschen wirken und was lernt jemand daraus? Die Folgen des eigenen Handelns sind gleichgültig und der Vater drückt sich um die Konsequenzen? Wie soll so ein Kind vernünftige Werte wie Anstand, Respekt und Verantwortung lernen – wenn es etwas ganz anderes vorgelebt bekommt.
Sicherlich kenne ich nicht die ganze Geschichte und ich will nicht darüber urteilen, aber was kann ich tun, um christliche Werte wieder besser in unserer Gesellschaft zu verankern? Wie können wir ein Zeichen setzen und durch unser Verhalten und das Leben von christlichen Werten die Gesellschaft besser machen und Menschen positiv beeinflussen?
Die Grundlage unseres Denkens und Handelns sind unsere Werte – sie sind die inneren Maßstäbe und Überzeugungen, die uns eine Orientierung geben und das Ziel vorgeben. Werte sind wichtige Wegweiser. Wenn wir wissen, was uns etwas „wert“ ist, haben wir auch mehr Verständnis für andere und deren Einstellungen. Werte schenken uns die notwendige Selbstsicherheit, Glaubwürdigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Jeder hat solche Werte – meist sind sie das Produkt unserer Erziehung, Herkunft und eigenen Geschichte. So übernehmen wir das Streben nach Anstand, Selbstständigkeit oder Gerechtigkeit oft von unseren Eltern – wenn wir es denn vorgelebt bekommen oder in unserem Umfeld erleben. Auch Vorbilder haben Einfluss – das können ganz unterschiedliche Personen sein, der Dalai Lama, Franz Beckenbauer oder auch unser Jugendreferent oder die Jungscharleiterin.
Als Christen haben wir das große Glück, mit der Bibel die Quelle aller christlichen Werte zu haben. Gott gibt darin Hinweise für richtiges Handeln – mal mahnend, mal werbend, mal durch Gleichnisse. So schön einfach das alles klingt, so schwierig ist allerdings oft die Umsetzung im Alltag. Jeden Tag erleben wir Situationen, in denen wir uns „verhalten müssen“ – und die Frage ist immer, welche Werte bestimmen in diesem Moment mein Verhalten? Eine gute Leitlinie ist für mich immer, die Rolle des Anderen einzunehmen und dann zu reflektieren, ob ich mich fair, gerecht und wertschätzend behandelt gefühlt hätte?
Ich glaube, wir haben alle ein gutes Gefühl dafür, wie wir behandelt werden wollen und wir haben so viel gute Bilder und Verhalten in unserem Christentum gesehen –
lasst es uns täglich versuchen und es die Welt spüren lassen – wir sind Christen. Oft ist es auch nur ein kleines Wort wie „Danke“, das Herzen öffnet und Menschen ins Gespräch bringt.
Klaus Kirdorf (kirdorfklaus@aol.com)