Bier hat um die 5% vol, … Wein ca. 12% und Schnaps mehr als 38% und unsere Gottesdienste…?
1. Advent 2022: In der Christuskirche ist um 9.30 Uhr Gottesdienst mit der Orchestervereinigung. Wir – der Posaunenchor – spielen traditionell vom Turm der Martinskirche von 9.05 bis 9.23 Uhr. Danach wollte ich in die Christuskirche und bat meine Frau, mir einen Platz freizuhalten. Wir beide waren überzeugt, dass das wegen des Andrangs schwierig werden könnte und ich hatte mich schon mental mit einem Stehplatz abgefunden. „Schweißgebadet“ steige ich um halb zehn vor der Christuskirche vom Fahrrad, stürze die Treppen hoch und… stehe in einer fast leeren Kirche. Das war die „Geburtsstunde“ dieses „Persönlichen Blicks“.
Gelegentlich frage ich (auch sehr) engagierte Mitarbeiter, „warum man sie denn nie oder so selten am Sonntag im Gottesdienst sieht“. Eine Standardantwort ist: „Der bringt mir nix.“
Ja, da muss ich zustimmen, auch ich, ein sog. „treuer Kirchgänger“, weiß oft schon beim Sonntagmittagessen nicht mehr, um was es in der Predigt ging. Aber ich kann ja VOR dem Gottesdienst nicht wissen, dass er mir nix bringen wird.
Als Posaunenchorbläser „muss“ ich auch in Gottesdienste, in die ich „freiwillig“ auf Grund meiner „Erfahrung“ und von Vorurteilen nicht gehen würde. Aber auch diese Gottesdienste habe ich schon als sehr bereichernd erlebt. Wesentliches findet ja auch nicht unbedingt im Gottesdienst statt sondern auch danach im Gespräch auf dem Kirchplatz.
Jede Woche spielen Millionen Menschen Lotto, sicher auch Gemeinde-/CVJM-Mitglieder, obwohl die Gewinnchance sehr gering ist (1:140 Mio). Die Trefferquote auf einen guten Sonntagsgottesdienst ist da deutlich höher.
Vielleicht sollten wir in Abwandlung des J. F. Kennedy-Satzes:
„Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country“ uns fragen, was können wir denn für unsere Gottesdienste tun?!
Wir Evangelische werden ja auch gerne als Protestanten bezeichnet. Wäre das nicht auch eine Form des – sehr einfach auszuführenden – Protests, in dem wir sonntags, die Gottesdienste füllen und somit durch die schiere Anzahl an Gottesdienstbesuchern demonstrieren, dass es für uns auch andere, wichtigere Werte gibt als Geld, Wachstum, Egoismus, Macht…
Immer wieder erreichen uns Beschwerden wegen des Gottesdienstgeläuts. Ja, wenn dann nur ein paar Leutchen in den Gottesdienst gehen, kann ich diese Beschwerden von Anwohnern sogar verstehen, aber wenn es in die Gottesdienste „strömen“ würde und danach der Kirchplatz voll wäre, das wäre doch ein unübersehbares Zeichen an die Beschwerdeführer (und die Welt), dass uns der Gottesdienst wichtig ist.
Ich wünsche mir, dass wir den prozentualen Anteil der Gottesdienstbesucher in 2023 steigern. Zur Zeit schaffen wir gerade so die „Biermarke“ mit 5% (der Gemeindemitglieder) – toll wäre doch, die „Weinmarke“ mit 12% zu erreichen – ich selber träume von den „Schnapsprozenten“ – 🙂
In diesem Sinne – zum Wohl !
Andreas Hasenknopf
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