Andacht November 2014

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Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!
Jes 1,17

Erstaunlich konkret was wir hier lesen. Eine Anweisung Gottes an die Menschen, Gutes zu tun. Na klar, das sollte ja jeder Christ tun. Und doch zeigt diese Bibelstelle ganz deutlich was Gott sich von uns wünscht.

Hierzu muss man im Kapitel etwas weiter nach vorne blättern. Dort beschreibt der Prediger eine verdorbene Gesellschaft, grausam, blutig, wo der eine dem anderen kein Bruder und keine Schwester ist. Bilder aus der Tagesschau ziehen vor meinem inneren Auge vorbei. Bürgerkriegsflüchtlinge, Folter, Mord, Verschleppung – sinnloses Blutvergießen. Was der Mensch dem Menschen an Bösem antun kann, wissen wir nicht erst seit den Tagen von Auschwitz und Treblinka.
Der Text wirft die Frage auf, wie wir angesichts dessen noch vor Gott treten können. Wie wir ihn einerseits anbeten und gleichzeitig Waffen für die schmutzigsten Kriege produzieren können. Wie wir seine Schöpfung täglich mehr zerstören und ihm dabei fromme Lieder singen. Wie wir eine ungerechte Gesellschaft ertragen können und meinen uns durch unsere sonntägliche Opfergabe zu „entschulden“.

Gott braucht all dies nicht. Er mag unsere Opfer nicht mehr annehmen, unser Anbeten nicht mehr hören. So heißt es denn nur 3 Verse zuvor: „ich bin ihrer überdrüssig, ich bin’s müde zu leiden.“ Dieser Satz ist der Schlüssel zum Verständnis der Monatslosung und es ist ein ganz großer Satz. Gott ist müde zu leiden. Er mag seine Schöpfung und das was wir daraus gemacht haben, nicht mehr sehen. Gott leidet mit uns. Mit jedem erschossenen Kindersoldaten, mit jeder vergewaltigten Frau, mit allen Menschen, die auf der Flucht, die verzweifelt und einsam sind. Es hat etwas tröstliches an sich, dass Gott mit uns leidet und etwas unsagbar trauriges, dass er dessen müde ist. Er will unsere Gebete nicht mehr hören und verbirgt seine Augen vor uns – weil unsere Hände voller Blut sind.

Er will nicht mit diesen Händen angebetet werden. Er gibt uns einen klaren Auftrag: Wir sollen uns reinigen. Zuerst unsere Seele, unsere Herzen. Wenn wir das getan haben, sollen wir hingehen und anders leben: Neues aufbauen, Unrecht meiden, den Unterdrückten helfen, das Recht verteidigen. Er fordert uns auf Gutes wirklich zu tun und nicht nur in Gebeten herbeizusehnen. Konkrete Hilfestellung leisten. Den Fremden nicht fortzuschicken, dem Schutzlosen Obdach geben und den Bedrängten aus der Not zu helfen. In den Krisengebieten dieser Welt oder wenn die Krisengebiete in Form von Flüchtlingen zu uns kommen. Aber auch auf den Straßen Stuttgarts wo es so viel Armut und Einsamkeit gibt, wenn wir nur genau hinsehen.

Nichts anderes als der Prediger Jesaja vor ein paar tausend Jahren meinte einer meiner Lieblingsdichter – Erich Kästner – mit dem so lakonischen wie klugen Satz: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Volker Hühn

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