Monatsspruch für Juli:
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. (Psalm 73, 23-24)
Dieser Monatsspruch ist aus demselben Psalm entnommen wie die Jahreslosung für 2014: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“ Und – haben wir im letzten halben Jahr etwas von diesem Glück erlebt? Oder gab es in unserem Leben eher schmerzliche Erfahrungen durch Enttäuschungen, Krisen, Krankheiten?
Die Höhepunkte des Glücks und die Tiefpunkte des Lebens, beides, hat auch der Mensch erlebt, der hinter diesem Psalm steht. Er ist in eine tiefe Lebenskrise geraten und sagt von sich: “Ich wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen. Um ein Haar hätte ich meinen Halt verloren. Jeder neue Morgen war für mich eine Strafe. Es tat mir wehe in meinem Herzen…“ Er versteht die Welt nicht mehr. Auch Gott nicht. Die „Warum-Frage“ bohrt sich in sein Herz. Warum lässt der mächtige Gott das alles zu ???
Er findet keine klärende Antwort für die Widersprüchlichkeiten des Lebens. „So sann ich nach, ob ich’s begreifen könnte, aber es war mir zu schwer“ (Vers 16) Sein Nachdenken und Grübeln hilft ihm nicht weiter. Die manchmal unverständlichen Erfahrungen mit Gott werden in der Bibel nicht beschönigt. Nicht bei Hiob und nicht bei Jesus am Kreuz. Er gibt uns mit seinem Gebet am Tiefpunkt („Mein Gott, warum hast du mich verlassen“) ein Beispiel, wie die Hinwendung zu Gott dennoch etwas verändern kann.
Und das hat auch dieser Beter des Psalms erlebt: Auch wenn ich vieles nicht begreifen und verstehen kann, will ich mich dennoch an Gott festhalten. Und dabei entdeckt er: Der Gott, der mir mein Leben geben hat, der hält seine Hand ja in allen Lebenssituationen über mir.
So wird dieses “dennoch“ zum inneren Drehpunkt aus dem Tiefpunkt der Krise. Darin klingt fast ein bisschen Trotz mit. Es gibt so etwas wie ein negatives Trotzdem, das Türen hinter sich verschließt. Und es gibt ein positives Trotzdem, das neue Türen öffnet. Neues Vertrauen und neue Hoffnung erwächst daraus – wie wir es hier sehen. Das hat die Basisbibel mit ihrer Übersetzung treffend aufgenommen; „Trotzdem bleibe ich immer bei dir. Du hast mich an die Hand genommen.“
Ich wünsche uns allen, dass wir in unseren verschiedenen Lebenssituationen diesen Drehpunkt zu Gott hin finden und sagen können:
Trotzdem bleibe ich bei dir – auch wenn ich manches nicht verstehe und unbeantwortet bleibt.
Trotzdem bleibe ich bei dir – auch wenn dieser Krankheit mein Leben beschwert…
Trotzdem bleibe ich bei dir – auch wenn ich im CVJM und in der Kirche vieles gerne anders hätte.
Trotzdem bleibe ich bei dir – auch wenn ich so viel Unrecht und Gewalt in dieser Welt sehe.
Und worauf uns dieser Monatsspruch noch hinweisen will:
Auch in meiner Vergangenheit war schon immer seine Hand über mir. Seit meiner Taufe hat Gott seine Hand auf mein Leben gelegt und versprochen, er wolle sie nie zurückziehen.
Und auch meine Gegenwart ist von seiner Nähe umfasst: „Du leitest mich nach deinem Rat.“
Gott will Wegzeiger und Ratgeber für mich sein. Oft ist das nicht sofort erkennbar. Doch dabei können mir andere, sei es im Freundeskreis, im CVJM oder in unserer Gemeinde helfen.
Wenn ich bei ihm bleibe, dann zielt das auf eine Zukunft, die nicht endet, wenn mein Leben endet. “Und wenn mein Leben zu Ende geht, nimmst Du mich in Würde bei dir auf.“ (Basisbibel)
So groß ist die Würde, die Gott meinem Leben gibt, dass es von seiner Liebe und Güte durchzogen ist, vom ersten bis zum letzten Atemzug. In allen Höhen und Tiefen, an allen Tagen und Orten: „Du hältst mich bei meiner rechten hält er seine Hand“.
Otto Haußecker
